Schnell nochmal bei Instagram schauen, wer ne neue Story hat. Oh, es gibt schon wieder neue Beiträge, die scroll ich kurz mal durch. Facebook? Eigentlich nutze ich es nicht mehr, aber was solls. Ich schau mal schnell, was es in den Gruppen für News gibt. Apropos News. Ich schau mal im Flipbook nach meinen abonnierten Nachrichten. Wie performt mein Blog eigentlich? Click in die Statistik von WordPress. Meine App Gruppe „Communication“ signalisiert mir, dass ich neue Mitteilungen haben. Click. Nochmal schnell meine E-Mails aktualisieren. Usw. usw… Hab ich was übersehen? …oder hab ich keine Angst vor dem Verpassen?

Das Smartphone als Informationszentrale

Kennst du das Verhalten? Die obige Schilderung zu lesen dauert wahrscheinlich (fast) länger, als die tatsächliche Durchführung auf dem Smartphone. Aber die Prozedur ist ja keine einmalige Tagesaktion auf dem Handy. Nicht selten bleibt man beim Scrollen eine ganze Weile hängen. Sei es bei den Nachrichten z.B. in Flipbook oder bei den Stories und Beiträgen in Instagram und LinkedIn. Man will bloß nichts verpassen, obwohl vieles sicherlich nur Energievampire sind. Es geht alles so schnell und ist auch nur ein Touch entfernt. Aber ist man danach wirklich erfüllter? Was mache ich eigentlich mit den ganzen „gewonnen“ Informationen? Ich schreibe bewusst Informationen. Denn Wissen ist das nicht. Von einem flüchtigen Blick auf ein Informationsschnipsel kann man noch lange nicht von Wissen sprechen.

Erfüllt durch Social Media und News Massen?

So. Alles gesehen. Die Timeline habe ich ausführlich studiert. Und jetzt? Was mache ich nun mit den Infos? Fühle ich mich wirklich erfüllter? Habe ich etwas gelernt? Bin ich jetzt schlauer als vorher? Zumindest weiß ich was in der Welt und in meiner Internet-Blase so vor sich geht. Nicht selten bin ich nach dem Scrollen in Instagram von den tollen Bilder der anderen wieder angefixt. Was die anderen für tolle Sachen machen, da sehe ich wieder alt aus. Eine Sketchnoterin experimentiert jetzt mit AR (Augmented Reality), eine andere hat ein tolles Buch veröffentlicht und ich? Einerseits bin ich überflutet von Informationen und zusätzlich noch gefrustet von den tollen Sachen der anderen. Da hätte ich doch lieber keine Angst vor dem Verpassen!

Sind Briefe oder E-Mails effizienter?

In dem Buch „Jäger, Hirten, Kritiker„* von Richard David Precht*, habe ich jüngst folgendes gelesen. Früher schrieb man 6 Briefe am Tag (selbst das klingt für mich schon viel). Heute schreibt man 60 E-Mails (manchmal sogar mehr). Die Frage ist nur, bin ich dadurch tatsächlich um 1000% effizienter? Habe ich tatsächlich 1000% mehr Ergebnisse, als durch die damaligen 6 Briefe? Haben die 60 E-Mails den selben Tiefgang wie die 6 Briefe? Ist mehr, immer mehr? Wenn man zu den 60 E-Mails noch all die Likes und Kommentare zählt, die ich in Social Media so hinterlasse, … aber ich glaube das sprengt hier den Rahmen ;-).

Was machen wir jetzt mit der Erkenntnis? Wie haben wir keine Angst vor dem Verpassen? Wer den Blog verfolgt, kennt ggf. den Artikel Smartphone Diät für mehr Produktivität. Diesen Artikel habe ich bereits 2017 geschrieben. Das Thema war und ist für mich damals so aktuell wie heute. Wahrscheinlich sogar noch relevanter. Ergänzend zu den Erkenntnissen bzw. Tipps des o.g. Artikels zur Smartphone Diät, treibt mich aktuell eher der vermeintliche Informationsbedarf um. Ich habe einen Clickpfad (unbewusst) entwickelt, welchen ich (fast) immer bei der Nutzung des Smartphones verfolge. Auszüge habe ich in der Einleitung geschildert.

 

Keine-Angst-vor-dem-Verpassen Sketchnote VITAMINP.info

Keine-Angst-vor-dem-Verpassen Sketchnote VITAMINP.info

Steigerung der Aufmerksamkeit

Man ist auf kurze Informationssequenzen regelrecht trainiert. Viele mediale Informationen die länger als 1 Minute dauern, kommen einem schon zu lange vor. Das Interesse ist nach der Zeit von 1 min. verschwunden. Wenn nach einer Minute kein Ergebnis oder Erkenntnis ersichtlich ist, scrollt man weiter zum nächsten vermeintlichen Entertainment. Wahrscheinlich sind die 1 Minute noch viel zu lang geschätzt. Hinterfrage dich mal selbst. Wie lange ist denn deine Ausdauer, einen Artikel/Video zu konsumieren? Wann scrollst du weiter? Vermutlich geht die Tendenz der Aufmerksamkeit eher zu 30 Sekunden. Oder kürzer?

Vom Konsum zum Lernen

Mittlerweile habe ich eine kleine aber feine Liste an Podcasts gesammelt. Wenn ich einen interessanten Podcast-Beitrag finde, lade ich mir diesen einen erstmal explizit herunter. Früher habe ich immer gleich den Podcast selbst abonniert. Das Resultat war, ich hatte jeden Tag einige Notifications von neuen Podcastfolgen. Habe diese aber nie gehört. Jetzt sammle ich immer nur explizite Folgen. Sollte ich sie jemals anhören und dann Interesse an mehr haben, dann kann ich immer noch nach weiteren Folgen recherchieren. Das Podcast Thema trifft meinen Wunsch nach neuen Informationen eigentlich auf den Punkt. Eigentlich ist es der Wunsch nach Lernen. Ich würde gerne meine Gewohnheit ändern. Ändern insofern, dass ich das kurzweilige und selten erkenntnisreiche „Smartphone-Gedattel“ umprogrammieren würde in gezieltes Lernen.

Neue Gewohnheit ist die Lösung

Vor einigen Monaten habe ich hierzu bereits folgenden Artikel geschrieben – Neue Gewohnheit etablieren mit Habit Stacking. Notiz An mich selbst: „Ich denke ich sollte selbst nochmal den Artikel lesen und schauen wie er mir hilft einen neue Gewohnheit zu etablieren“. Wie bekomme ich es nun hin, kurzweiligen Informationskonsum in eine gezielte Lernen- und Wissensaneignung zu wandeln? Es ist ja nicht nur eine Zeitfrage, sondern vielmehr auch ein Umprogrammieren meines Informationkonsumverhaltens. Wie trainiere ich mir längere Aufmerksamkeitsspannen an?

Am Ende wird es ein Experiment

Also mal sehen was die Zeit bringt. Diesmal endet der Artikel – Keine Angst vor dem Verpassen – ohne konkrete Tipps. Aber evtl. mit einer Erkenntnis! Ich bin schon gespannt, wie ich mich dem Thema stelle. Weg von dem kurzweiligen Gedaddel, hin zum Lernen. Ich denke durch das Lernen und gezielte informieren, ist man danach erfüllter. Selbst wenn es nur kleine Informations-Nuggets sind, hat man im besten Fall danach etwas gelernt. Ich probiere das mal aus. Bist du dabei?

 


* Affiliate-Link, für den Fall dass ich mir vom Erlös einen Kaffee Kaufen kann 😉