Um produktiv sein zu können, brauchen wir die richtige Dosis Stress. Das mag sich ungemütlich anhören, doch wenn wir zu wenig Stress haben, fehlt uns der Antrieb, um überhaupt in die Gänge zu kommen. Wenn wir aber zuviel Stress haben, wissen wir nicht, wo uns der Kopf steht. Je mehr wir uns dann anstrengen, desto weniger kommt dabei heraus. Das haben die Psychologen Yerkes und Dodson schon 1908 bei Mäusen beobachtet: Um optimal leistungsfähig zu sein, brauchen wir ein mittleres Stressniveau. Dieser Artikel,“Produktiv im Homeoffice-Stress“, gilt somit nicht für für den Job. 

Das Yerkes-Dodson-Gesetz 

Ich selbst habe am eigenen Leib erfahren, wie sich das Yerkes-Dodson-Gesetz in der Praxis anfühlt – und zwar ausgerechnet bei der Vorbereitung meines Kurses “Gelassen im Stress”: Ich hatte frei, ich hatte Zeit dafür und ich hatte ein gemütliches Homeoffice. Zusammen fühlte sich das jedoch nicht durchgängig gut an, denn ich ging abends unzufriedenen wegen meiner bescheidenen Arbeitsergebnisse ins Bett. Die freigehaltene Zeit verging, es kamen andere Aufgaben zu meinem Kursprojekt hinzu, die To Do-Listen füllten sich. Ich grübelte mal über diese, mal über die andere Aufgabe, verfolgte dazwischen den Run aufs Capitol und die Coronanachrichten.  Bis ich schließlich spürte, verdammt, jetzt bin ich im Stress. Das war dann mein Weckruf. Ich musste etwas ändern.

Produktiv im Homeoffice-Stress - Conni Eybisch-Klimpel

Produktiv im Homeoffice-Stress – Conni Eybisch-Klimpel

Natürlich lässt sich Stress nicht einfach wegmachen, wenn er zuviel wird. Es kann uns nicht kalt lassen, wenn unsere Gesundheit und unsere Freiheit bedroht sind oder wenn wir Angst haben müssen, dass unsere Einkünfte ausbleiben. Was wir aber tun können, ist, den Stress zu regulieren, ihn zu managen, mit ihm umzugehen. Glücklicherweise kann man das lernen und trainieren. Es gibt drei Hebel, an denen sich ansetzen lässt:

1) Wie wir Stress fühlen und erleben

Stress macht sich körperlich und in unseren Gedanken bemerkbar. Ein mulmiges Gefühl im Bauch, Gedanken, die sich im Kreis drehen, Sorgen, Herzklopfen, Schlaflosigkeit. Das strengt sehr an, ohne dass es sich in unseren Arbeitsergebnissen auszahlt. Doch wir sind diesen Gefühlen und Gedanken nicht hilflos ausgeliefert. Sobald wir merken, dass sie da sind, haben wir die Wahl. Wir können uns von den stressigen Gedanken und Gefühlen fortreißen lassen und regelrecht in eine Stressspirale hineinschrauben oder wir können aus dem Strom aussteigen und auf Beobachterposten gehen. Die Gefühle und Gedanken werden dadurch zwar nicht angenehmer aber wir gewinnen inneren Abstand und damit Handlungsspielraum. In meiner Situation half mir zusätzlich, dass mich das Thema Stress ja interessierte. Ich konnte mich selbst mit Neugier betrachten. Und auch das gab mir das Gefühl der Kontrolle wieder.

2) Wie wir mit Stress umgehen und mit uns selbst im Gespräch sind

Wenn uns etwas stresst gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten: Die Sache in Angriff zu nehmen, zu flüchten, oder sich tot zu stellen. Ich war aber so gestresst, dass ich nicht entscheiden und nicht klar denken konnte, womit ich anfangen sollte, sehr alte und sehr dustere Gedanken liefen immer schneller im Kreis. Ich begann mir Sorgen zu machen, dass ich am Ende nichts von allem schaffen würde und machte mir Vorwürfe, der Stresspegel stieg. Zum Glück gibt es in solchen Situationen so etwas wie eine innere Stopp-Taste. Ich hielt also inne und legte eine Meditationspause ein. Das half mir, die düsteren Gedanken los zu lassen und zwischen den Stress und meine Reaktion darauf, einen Spalt zu öffnen, um wieder klar denken zu können. Dann nahm ich mir ein Blatt Papier und machte mir einen Plan. Für jede Aufgabe richtete ich mir Zeitfenster ein. Das fühlte sich schon besser an. Und dann geschah das Wunderbare: Ich konnte ruhig und konzentriert an meinem Kurs arbeiten. Ich kam in Flow, ich hatte Spaß bei der Arbeit. Und als die nächste Aufgabe dran war, freute mich schon darauf, am nächsten Tag weitermachen zu können.

3) Wie wir im Stress auf unser Umfeld einwirken

Eine wichtige Rolle spielt auch, wie wir unser Umfeld einrichten. Das Homeoffice stellt in meinen Augen eine Herausforderung für Fortgeschrittene dar, denn zuhause lauern überall Aufgaben, die schnell mal gemacht werden wollen und hervorragend geeignet sind, uns abzulenken. Um in Arbeitsstimmung zu kommen, habe ich mir zum Beispiel einen Kanban an die Wand gehängt, auf dem meine einzelnen ToDos auf kleinen Klebezetteln notiert sind. Für den Fall, dass ich mich schlecht konzentrieren kann, liegt ein Küchenwecker bereit, den ich auf 20 Minuten stelle, um mich einer Unteraufgabe zu widmen. Ich habe eine Tür, die ich schließen kann und – und Absprachen mit Mann und Sohn, wann wir uns am Küchentisch treffen und wann wir uns in Ruhe lassen. Stimuluskontrolle und Grenzmanagement im Homeoffice sind die Zauberwörter.

Gelassen im Homeoffice Stress

Der Kurs “Gelassen im Stress” ist nun startklar. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, ihr eigenes Stressverhalten unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, wie sie gelassener und produktiver damit umgehen können, sind Sie eingeladen, mitzumachen.  Es wird Sketchnote-Impulse, Austausch in Breakoutsessions mit anderen Teilnehmenden und Übungen für den Alltag geben, auch zur Entspannung im Altag. Am 1. Februar geht der Kurs los. Er findet online statt und geht über 8 Wochen, immer wieder montags, 18-19.30 h. Er ist als Präventionskurs  anerkannt, das heißt, die Krankenkassen erstatten 80-100 % der Teilnahmegebühr.

Produktiv im Homeoffice-Stress - Flyer - Conni Eybisch-Klimpel

Produktiv im Homeoffice-Stress – Flyer – Conni Eybisch-Klimpel

Bitte schicken Sie bei Interesse eine E-mail an: info@eybisch-klimpel.de

Conni Eybisch-Klimpel ist Diplompsychologin und berät neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Kursleiterin in der Berliner Beratungsstelle Frau und Beruf e.V. Menschen in beruflichen Veränderungssituationen.