Die große Kunst für mich ist es, eine Sketchnote live zu erstellen. D.h. während eines Vortrags oder der Keynote wird parallel die Sketchnote erstellt. Idealerweise ist man direkt nach dem Vortrag fertig. Wie das geht und wie man sich darauf vorbereiten kann, beschreibe ich dir in dem heutigen Blog-Post „Praktische Tipps für Live Sketchnotes„.
Vor der Live Sketchnote kommt die Vorbereitung
Notizen haben wir (denke ich) bereits alle in einem Meeting oder Vortrag gemacht. Im Zweifel genügen eine Überschrift, ggf. Datum und Stichpunkte als textuelle Aufzählungen. Eine Sketchnote ist im Prinzip eine kreative Anreicherung „normaler“ Notizen um Symbole oder kleine visuelle Szenen. Diese sollen die wichtigen Informationen hervorheben und eine schnelle Aufnahme der Hauptaussagen unterstützen.
Die Berücksichtigung der folgenden drei Punkte helfen mir, mich vor einer live Sketchnote besser vorzubereiten. Am Ende des Vortrags soll die Visual Note auch fertig sein.
- Struktur
- Wer
- Material
Struktur (Wie ist das Meeting/Vortrag strukturiert?)
Im besten Fall kann man sich vor einem Vortrag über die Inhalte, aber vor allem über die Struktur informieren. Wenn der Vortrag z.B. „Meine top 3 Erkenntnisse aus einem Jahr CrossFit“ heißt, kennt man den Kontext Sport/Crossfit. Hinsichtlich der Struktur geht es um 3 Schwerpunkte. Somit kann man sich gedanklich bereits ein Template mit drei Spalten oder Säulen überlegen. In diese Aufteilung kann man die Fakten und relevanten Informationen visuell notieren. Zusätzlich kann eine Recherche auf der Website des Anbieters oder z.B. ein Protokoll von dem letzten Meeting zu dem Thema hilfreich sein.
Wer sind die Teilnehmer*innen und Keynotespeaker*in
Wer sind die Zielgruppe bzw. die Teilnehmer im Speziellen, die an der Veranstaltung teilnehmen? Dies zu wissen hilft die Relevanz des Themas für dich persönlich besser einzuordnen. Insbesondere hilft es dir als Sketchnoter, wenn du weißt wie der/die Keynotespeaker*in aussieht. Ein kleines handgezeichnetes Porträt macht diese viel lebendiger und du erinnerst dich auch Wochen nach dem Event noch an den/die Vortragende/n.
Material (Stifte, Papier, Tablet)
Nur mit dem Willen bekommen wir noch nichts auf das Blatt. Natürlich müssen wir das richtige Equipment dabei haben. Im Zweifel genügen ein paar Blätter aus dem Kopierer und ein Bleistift. Bei größeren Veranstaltungen hast du wahrscheinlich keinen Tisch vor dir. Somit wäre eine feste Unterlage, z.B. ein Klemmbrett zu empfehlen. Bei interaktiven Veranstaltungen sind zusätzlich Post-Its, Flipcharts und Moderationswände hilfreich.
Das Live Sketchnoting: Jetzt wird es ernst
Den Skeptiker*innen von Design Thinking Trainings sagen wir immer, „trust the process“. So ist das auch beim Sketchnoten. Vertraue dem Sketchnoting Prozess. Wie bereits mehrfach geschrieben, ist Sketchnoten für mich weit mehr als das visuelle Ergebnis am Ende. Es ist vor allem das Verstehen, Analysieren und Fokussieren der relevanten Inhalte und was man damit bezwecken möchte. Dies beschreibt der folgende Sketchnoting Prozess.
- Zuhören
- Verstehen
- Fokussieren
- Visualisieren
Zuhören
Höre deinem Gegenüber bzw. dem Vortragenden möglichst aktiv zu. Nimm dir die notwendige Zeit, um in das Thema „einzuschwingen“. Konzentriere dich auf den Vortrag.
Verstehen
Durch aktives Nachfragen versteht man das Thema besser. Folgende einfache Fragen helfen dir das Thema besser zu verstehen: Um was geht es hier? Für wen ist das interessant? Was ist die Motivation und das Ziel des Themas?
Fokussieren
Du kannst nicht alles aufschreiben. Alles will und wird keiner lesen. Also was sind die relevanten und wichtigen Punkte des Vortrags? Was hat dich oder den/die Vortragende/n bewegt? Gibt es in der Geschichte einen roten Faden? Was sind Fakten und was sind „nur“ Informationen?
Visualisieren
Now comes the fun part. Packe jetzt deinen Fokus auf das Blatt. Bei „Offline Sketchnotes“ kann es durchaus sein, dass ich 2/3 der Zeit mit den ersten 3 Prozessschritten beschäftigt bin und lediglich 1/3 der Zeit die Ergebnisse visualisiere.
Hier sind noch drei weitere praktische Tipps für Live Sketchnotes als Anregungen, bevor du mit deiner live Sketchnote beginnst. Diese passen thematisch gut „Verstehen“ und „Fokussieren“:
- Story
- Gedanken
- Zitate
Story
Ich persönlich finde, ein guter Vortragende/r erzählt eine Geschichte. Die Inhalte bekommen somit eine Reihenfolge. Man baut eine Spannungskurve auf. Was ist der rote Faden, bei dem Vortrag dem du zuhörst? Was ist für dich das Relevante an der Geschichte?
Gedanken
Zusätzlich zu den vorgetragenen Fakten, was sind die die Gedanken? Was sind die Gedanken des/der Vortragenden und deine eigenen? Welche Meinung hast du zu dem Thema? Die Sketchnote machst du wahrscheinlich für dich. Somit kannst du auch persönliche Erkenntnisse und deine Meinung frei ergänzen.
Zitate
Ein Zitat macht die Live Sketchnote noch etwas lebendiger. Wenn du ein witziges Zitat aufschnappst, schreibe es direkt auf. Du wirst sehen, allein durch das Zitat erinnerst du dich auch nach Wochen an den Vortrag zurück und weißt direkt wieder um was es ging.
Die Sketchnote Nachbereitung: Der Feinschliff
Puuuhhh… geschafft! Der Vortrag ist zu Ende und du hast ihn kreativ als Sketchnote für dich archiviert. Da du dich sicherlich auf die Inhalte fokussiert hast, sind bestimmt noch ein paar weiße Stellen auf dem Blatt. Jetzt wäre die Zeit für den Feinschliff. Folgendes kannst du entspannt nach dem Vortrag ergänzen:
- Ergänzungen
- Symbole
- Farbe
Ergänzungen
Die weißen Stellen auf deinem Blatt kannst du z.B. mit persönlichen Anmerkungen von dir ergänzen. Oder du recherchierst im Nachgang weitere Fakten zu dem Thema, von Wikipedia oder anderen Quellen.
Symbole
Im Stress des Mitschreibens während des Vortrags, fielen dir diverse Symbole für Dinge, die du visualisieren wolltest, nicht ein. Somit hast du einen Platz frei gelassen. Nun kannst du entspannt die Symbole ergänzen. Ggf. hilft eine kleine Skizze, angedeutet von kleinen Strichfiguren, die eine Handlung verdeutlichen.
Farbe
Wenn du während des Vortrages nur mit dem Bleistift oder einem Fineliner geschrieben/visualisiert hast, kannst du nun Farbe ergänzen. Symbole können etwas Schatten vertragen, um plastischer zu wirken. Unterstreiche die „super wichtigen“ Fakten mit einer Farbe, um weitere Highlights zu setzen.
Fazit der praktische Tipps für Live Sketchnotes
- Die Vorbereitung
- Achte auf die Struktur
- Wer sind die Teilnehmer*nnen/Keynotespeaker*nnen
- Organisiere dein Material
- Das Sktechnoting
- Folge dem Sketchnote Prozess: Zuhören ▷ Verstehen ▷ Fokussieren ▷ Visualisieren
- Gibt es eine Story (roter Faden)?
- Notiere deine Gedanken und
- Zitate des Keynotespeakers/in
- Die Nachbearbeitung
- Ergänze z.B. Recherche Erkenntnisse
- Fülle leere Stelle mit sinnvollen Symbolen
- Mache deine Sketchnote durch etwas Farbe lebendiger
Du siehst, keine Angst vor freien/weißen Stellen. Diese können sowohl sinnvoll sein, um Inhalte abzugrenzen, oder um im Nachgang Ergänzungen vorzunehmen. Ich hoffe der Artikel, praktische Tipps für Live Sketchnotes, konnte dir etwas helfen, um mit deiner ersten Visual Note zu starten.
[…] reden. Das wäre was. Was habe ich mich gefreut, dass ich eine der ersehnten Karten für das Sketchnote Barcamp bekommen habe. Ursprünglich mal für Hannover geplant, fand es im Juni nun virtuell statt. […]
[…] Malen auf neue Ideen und das führt zu Entspannung! Seit einiger Zeit hat mich zusätzlich zum Sketchnoten die Aquarellmalerei angesteckt. Durch diverse Einflüsse bin ich beim Urbansketching gelandet und […]
[…] oder anderen Deiner visuellen Erfolge an mich senden würdest. Lasst uns zusammen die nächsten Sketchnotes Picassos werden […]
Sehr cooler Beitrag. Wie immer. Vielen Dank für Deine Mühe und Energie, um die Themen so perfekt darzustellen. Und damit andern zu helfen. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass bei mir etwas Vernünftiges rauskommt. Aber es ist eine gute Gelegenheit, um aus der Komfortzone zu treten.
Hey T(h)orsten, vielen lieben Dank für dein Lob. Ich würde mir wünschen, dass alle ihre Notizen etwas kreativer gestalten, so dass man sie besser verstehen kann und selbst nach Wochen nochmal reinschaut 😉
Gruß Christopher